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Nachhaltigkeit, Recycling und der Trend zu faserbasierten Packstoffen prägen die Verpackungswelt auch 2023. Neu schwebt jedoch die Ende letzten Jahres in einem Entwurf publizierte Revision der Verpackungs-Rahmenverordnung in der EU als Damoklesschwert über der Verpackungswirtschaft. So standen neben der Zukunft der Verpackung auch regulatorische Anforderungen in der Europäischen Union und der Schweiz im Zentrum der fünften SVI-Jahrestagung, die am 28. März in Zürich mit rund 90 Teilnehmenden stattfand.

Über den aktuellen Stand der Diskussion um die Revision der EU-Gesetzgebung zu Lebensmittel-Kontaktmaterialien informierte Rachida Semail von Keller and Heckman LLP in einer Live-Zuschaltung aus Brüssel. Sie rechnet mit dem Start der konkreten Gesetzgebungsphase aber nicht vor Ende 2024. Mit dem Entwurf der Packaging and Packaging Waste Regulation und den zukünftigen Anforderungen an Lebensmittelverpackungen befasste sich in seinem Referat André Gierke von epr compact. Ziel ist für ihn eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und ein Binnenmarkt ohne Grenzen – auch für Verpackungen.

 Einblicke in die Arbeit aus Beratungstätigkeit und dem Research über Konsumenten und regulatorische Trends bei Verpackungen gaben Markus Pley und Felix Grünewald von McKinsey & Company. Sie stellten zunächst die globalen Trends wie Nachhaltigkeit, E-Commerce und Digitalisierung vor. Nachhaltigkeitstreiber seien grösstenteils die Konsumenten – obwohl diese oft nicht wirklich verstehen würden, was nachhaltig sei und was nicht. Der Detailhandel setzt vor allem auf Papierverpackungen und das sei nicht immer nachhaltig. Aber es genüge, wenn die Konsumenten dies glaubten. Für die neue EU-Verordnung sagen die Referenten voraus, dass die Verfügbarkeit von Rezyklaten eine grosse Challenge werde, da nicht genügend Material verfügbar sei. Ohne das nicht unumstrittene chemische Recycling würden die Rezyklat-Mengenziele nicht zu erreichen sein.

Die Aufklärung der Konsumenten und die notwendigen technischen Anlagen sind laut Jonathan Scheck von Interseroh wichtig für eine hohe Recyclingquote. Auch ein auf das Recycling ausgelegtes Verpackungsdesign verbessere die Verwertungsqualität. Dazu wurde in der Schweiz die «Allianz for Design Recycling Plastics» unter dem Dach der Drehscheibe Kreislaufwirtschaft gegründet. In Schweizer Haushalten werden alle Kunststoffe im Kehrichtsack entsorgt, während sie in Deutschland in der Mischsammlung gesammelt werden. Schecks Fazit: Je geringer die Hürden für die Konsumenten sind, desto mehr Material wird gesammelt. Je stärker die Sammlung getrennt erfolgt, desto höher sind die Fehlwürfe und desto höher ist der Anteil, der in den Restmüll geht.

Grundsätzlich ist auf dem Verpackungsmarkt derzeit eine Entwicklung sichtbar, bei der Kunststoff- durch Papierverpackungen ersetzt werden. Hierbei müssen jedoch laut Dr. Antje Harling von der Papiertechnischen Stiftung PTS die Anforderungen an die Packgüter beachtet werden. Längst nicht alle Verpackungen liessen sich aus Papier realisieren und nicht alle Papierverpackungen seien wirklich nachhaltig. Dazu gäbe es zahlreiche Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen; diese seien weitgehend vom jeweiligen Auftraggeber der Studie abhängig. Dr. Peter Braun von Swiss Food Research verortete die Verpackung in einem zukunftsorientierten Ernährungssystem. Da Verpackung ein extrem segmentierter Bereich sei, sind gute Lösungen «praktisch nur durch Kooperation und Zusammenbringen verschiedener Kompetenzen möglich», stellte er fest.

Die Verpackungsbranche sei insgesamt sehr kleinteilig und der Verpackungsmarkt hart umkämpft, sagte Thomas Hirnschall von Horváth & Partners Management Consulting GmbH mit einem Blick aus Österreich. Er erwartet, dass die Materialkompetenz in der künftigen Entwicklung von Verpackungen ein Schlüsselfaktor werden wird. Verpackungshersteller seien oft hoch spezialisiert und auch die Digitalisierung halte immer mehr Einzug in die Branche. Beim Trend zur Nachhaltigkeit sieht er die Zirkularitätsanforderung als ein Problem: Es gibt nicht genügend Rohstoffe beim Recyclingmaterial in allen Bereichen. Der Papier- und Kartonverbrauch sei insgesamt rückläufig, aber die Nachfrage nach recyceltem Fasermaterial steige ständig.

Visionen für die Zukunft des Verpackens und für Verpackungen präsentierte Henning Schmidt, Geschäftsführer honeypot Taste GmbH. Bei Verpackungen gibt es keinen Königsweg: Jedes Produkt muss separat betrachtet werden. «Richtig nachhaltige Verpackungen bekommen wir nicht wirklich hin, aber wir müssen uns auf den Weg machen und stehen vor extremen Herausforderungen: Von hygienebedingt gewünschter Überverpackung in der Corona-Krise glitten wir nahtlos in die derzeitige Ressourcenkrise.» Hinzu kommt die allgegenwärtige Klimakrise, von Corona und Ukraine nur kurzfristig überlagert. Aber Schmidt bleibt Optimist: «Krisen sind immer auch Innovationsbooster.»

 

 

 

 

 

 

 

 


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Die Robatech AG präsentierte auf der Fachmesse CCE International (14. bis 16. März 2023 in München) eine grosse Auswahl an Produkten aus ihren Klebstoff-Auftragslösungen. Die Besuchen sahen drei neue Auftragsköpfe für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Ausserdem zeigte Robatech eine Produktneuheit, die das Falten von Schachteln aus Wellpappe effizienter macht.

Gezeigt wurde auch der neue Flächenkopf Vivo 18 für den E-Commerce (Bild). Diesen hat Robatech vor einem Jahr auf der CCE lanciert und zeigte, wie damit Haftklebeverschlüsse und Aufreissfäden schnell und präzise direkt auf Versandverpackungen geklebt werden können. Der schmalste Flächenkopf auf dem Markt ersetzte die Vorgängermodelle FK IT für Auftragsbreiten zwischen 2 und 18 mm. Zusammen mit der Mengensteuerung im Schmelzgerät erzielt Vivo 18 ein präzises Auftragsgewicht. Für eine optimale Haftung sind deshalb keine Sicherheitsmargen im Klebstoffauftrag notwendig, so dass insgesamt weniger Klebstoff benötigt wird.

Mit Presto hat Robatech seit letztem Jahr auch einen elektrischen Kaltleim-Flächenkopf im Sortiment, der Papiertragtaschen, Sichtfenster und Ähnliches sauber verklebt. Und mit Volta bietet Robatech einen robusten elektrischen Auftragskopf für Heissleim an, der gegenüber pneumatischen Spritzköpfen 60 Prozent weniger Energie verbraucht. Dank hoher Schaltfrequenzen eignet sich Volta für Stitching und spart somit auch Klebstoff ein.


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Bislang müssen Caterer und Küchen heisse Speisen abkühlen lassen, um sie effektiv in einem Vakuum verpacken zu können. Das kostet Flexibilität, Zeit und im Fall einer aktiven Kühlung auch Energie. Alternative ist das neue Multivac-Dampfspülsystem SFP light.

Fun Fact: Es ist unmöglich, ein Ei auf dem Mount Everest zu kochen. Denn je niedriger der Luftdruck, desto niedriger der Siedepunkt von Wasser. Auf dem höchsten Berg der Erde, 8’848 Meter über dem Meeresspiegel, verdampft Wasser schon bei 70 Grad Celsius – während 83 Grad erforderlich sind, damit ein Ei hart wird. Bergsteiger verzichten oder weichen auf einen Dampfkochtopf aus. Doch Caterer und Zentralküchen stellt das physikalische Prinzip vor eine Herausforderung – zumindest dann, wenn sie heisse Speisen direkt nach dem Kochen mit einer Verpackungsmaschine vakuumieren und haltbar machen wollen. Warum? Hier kommt die sogenannte Dampfdruckkurve ins Spiel. Je stärker der Unterdruck, desto niedriger der Siedepunkt – genau wie auf dem Berg. Erzeugt die Maschine beispielsweise einen Unterdruck von 200 mbar, verdampft der Wasseranteil im Produkt schon bei 60 Grad. Und ab diesem Punkt ist keine weitere Druckabsenkung möglich.

Der Restluftanteil beim Vakuumieren heisser Speisen kann die Haltbarkeit verschlechtern

Beim Vakuumieren heisser Produkte wird immer ein Restluft-Anteil mit 21 Prozent Restsauerstoff im Kopfraum verbleiben. Ein Anteil, der die Haltbarkeit des Lebensmittels herabsetzen kann. «Viele Caterer und Küchen lassen heisse Speisen deshalb vor dem Vakuumieren abkühlen. Oder nutzen eine aktive Kühlung. Doch dabei verlieren sie entweder Zeit oder Energie», sagt Dominik Eberhard, Produktmanager der Tiefziehverpackungsmaschinen bei Multivac. Um Caterer und Küchen zu entlasten, hat sein Unternehmen ein neues Dampfspülsystem für kleinere du mittlere Losgrössen namens SFP light auf den Markt gebracht. SFP ist die Abkürzung für Steam Flush Packaging (Dampfspülung).

Die Lösung: Dampfspühl-System SFP light verpackt heisse Produkte ohne Vakuumquelle

SFP light ist nun als Erweiterung für Multivac-Tiefziehmaschinen erhältlich. Das Dampf-Spülsystem ermöglicht das Verpacken heisser Speisen in Vakuum direkt nach dem Kochen. Dafür formen die Tiefziehverpackungsmaschinen im ersten Schritt aus einer Kunststofffolie Mulden für das Produkt – etwa für jeweils fünf Kilogramm Gulasch mit einer Temperatur von 60 Grad Celsius. Die Portionen fahren im nächsten Schritt in eine hermetisch geschlossene Siegelstation. Nun durchströmt 180 Grad heisser Wasserdampf die Station. Erfolgt anschliessend die Versiegelung mit einer Oberfolie, bleibt Dampf in der Verpackung. Der Clou: Gase haben ein deutlich grösseres Volumen als Flüssigkeiten. Wird der Wasserdampf beim Abkühlen wieder zu Wasser, zieht sich die Verpackung automatisch zusammen. «Dank SFP light wird es möglich, heisse Produkte ohne nennenswerte Restlufteinschlüsse zu verpacken. Und das ganz ohne eine Vakuumquelle, die stets durch die Dampfdruckkurve limitiert ist», erklärt Eberhard. Da im Produktraum kein Unterdruck entsteht, besteht keine Gefahr, dass Produkte sieden oder platzen. Ein nützlicher Nebeneffekt des Dampf-Spülsystems: Das 180 Grad heisse Gas tötet Keime auf der Oberfläche des Lebensmittels ab. Dadurch verlängert sich ihre Haltbarkeit .

Light-Version für kleinere Losgrössen

Für Tiefziehverpackungsmaschinen mit hohen Durchsätzen in der Industrie bietet der in der Schweiz unter dem Namen Multivac Export AG präsente Verpackungsmaschinen-Spezialist schon seit längerer Zeit ein SFP-System an. Die neue Version – weniger komplex, platzsparend und kostengünstiger – ist speziell für kleinere Losgrössen in Küchen und bei Cateringunternehmen konzipiert.

 


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Saropack wurde im Oktober 2022 erstmals als komplett «klimaneutrales Unternehmen» ausgezeichnet. Das Bild unten zeigt die Dossierübergabe in einem schützenswerten Moor: Ottavio Scata von der Klimastiftung myclimate (rechts) übergibt das Zertifikat an Urs Stillhard von Saropack AG

Bereits seit mehreren Jahren erfasst, reduziert und kompensiert die Saropack ihren Corporate Carbon Footprint. Er dient als Grundlage für ein kontinuierliches CO₂-Management. Im Jahr 2020 wurde das Label «klimaneutrale Standorte» an Saropack verliehen. Die nun von myclimate vergebene Auszeichnung berechnet auch den CO₂- Fussabdruck aller verkauften Produkte. Dabei wurden sämtliche Emissionen «Cradle-to-Gate» berechnet (inkl Entsorgung der Produkte, jedoch ohne die Nutzung beim Kunden). Dadurch kennt Saropack nun den Impact des gesamten Unternehmens inklusive aller verkauften Produkte und ist in der Lage, durch einen Online Calculator von myclimate den CO₂- Fussabdruck pro Auftrag, pro Produkt und Menge zu berechnen.

Mit dem SAROGREEN Konzept unterstützt Saropack die Kunden seit Jahren dabei, ihre Folienverpackung zu optimieren und dessen Auswirkung auf das Klima zu reduzieren. Durch detaillierte Berechnungen können die kaufenden Kunden jetzt verstärkt in die Klimaschutzmassnahmen einbezogen werden. Viele Kunden unterstützen das Klimaschutz Engagement aktiv und kaufen klimaneutrale Produkte oder beteiligen sich an der entsprechenden CO₂- Kompensation für ihre gekauften Produkte. Dabei unterstützt die Saropack regionale und ausschliesslich zertifizierte Klimaschutzprojekte von myclimate. Die Projekte zum Schutz der Hochmoore in den Alpen, sowie das Klimaschutzprojekt zur Renaturierung des Königsmoores in Schleswig-Holstein geniessen eine besondere Priorität. Die geleisteten Kompensationsbeiträge für die Saropack Organisation und Standorte sowie die Beiträge der Kunden reichen nun per November 2022 erstmals aus, dass sich die Saropack ein «klimaneutrales Unternehmen» nennen darf.

 


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Das fahrerlose Transportfahrzeug von Bosch Rexroth Schweiz AG automatisiert und standardisiert den innerbetrieblichen Material- und Warenfluss und schafft transparente und effiziente innerbetriebliche Abläufe. Bodenroller, die mit Kleinladungsträgern beladen sind, werden von ActiveShuttle aufgenommen und hochflexibel und sicher transportiert. Durch das vollautomatische Auf- und Abladen gehören manuelle Handlingsaufgaben der Vergangenheit an. Das integrierte Sicherheitskonzept ermöglicht ein rechtzeitiges Abbremsen und sicheres Vorbeifahren an auftretenden Hindernissen im Fahrweg. Zusätzlich zum Sicherheits-Laserscanner erfassen Stereokameras den Raum in 3D – so werden zum Beispiel auch in den Fahrweg hereinragende Objekte erkannt. Im 24/7-Dauereinsatz transportiert das fahrerlose Transportfahrzeug mit Hilfe der robusten Lasernavigation und einer Geschwindigkeit von bis zu 1 m/s Waren von bis zu 260 kg sicher ans Ziel. Herzstück des Gesamtsystems ist das ActiveShuttle Management System. Es übernimmt die zentrale Steuerung der gesamten ActiveShuttle-Flotte. Als Steuerungssoftware stellt es den Live-Zustand der Flotte dar, weist den zur Verfügung stehenden Fahrzeugen die anstehenden Transportaufträge zu und dient dem Nutzer zur Steuerung und Konfiguration der Logistikszenarien. Beim hochflexiblen Auftragsmanagement können Aufträge manuell eingegeben oder automatisch über Drittsysteme eingespeist werden. Das in die Fahrzeugkonsole neu integrierte Touchscreen-Display sorgt dabei für mehr Effizienz vor Ort, weil das Bedienpersonal nun direkt und intuitiv mit dem mobilen Roboter interagieren kann. Das schafft mehr Transparenz durch Job- und Statusinformationen, spart Zeit bei Diagnose und Fehlerbehebung und vereinfacht das sogenannte Boarding, die Anmeldung des mobilen Roboters am übergeordneten Managementsystem. Das ActiveShuttle ist ohne Anpassung der bestehenden Fabrikinfrastruktur schnell implementiert, intuitiv bedienbar, rundum vernetzt und personensicher im Einsatz. Die Intralogistik-Lösung mit ActiveShuttle wurde auf der LogiMAT 2022 mit dem Preis BESTES PRODUKT in der Kategorie «Kommissionier-, Förder-, Hebe-, Lagertechnik» ausgezeichnet.

 


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«Es steht ausser Frage, dass die Herausforderungen im heutigen Verpackungsumfeld grösser und vielfältiger sind als je zuvor. Wir bei BOBST wissen jedoch, dass wir über das Portfolio, die Services und die Partnerschaften verfügen, um Verpackungs- und Markenartikelherstellern dabei zu helfen, sie erfolgreich zu meistern», erklärte Jean-Pascal Bobst, CEO Bobst Group, am 8. Juni 2022 anlässlich eines Press Events am Unternehmenssitz in Mex. «Es war zwar nicht möglich, die globalen Ereignisse der letzten Jahre, wie die Pandemie, die globalen Konflikte und die sich daraus ergebenden Folgen für unsere Branche vorherzusagen – unter anderem den Material- und Fachkräftemangel. Aber wir haben die grundlegenden Trends in der Verpackungsindustrie richtig erkannt», präzisierte er. Während diese Trends zweifellos beschleunigt würden, habe BOBST eine Strategie umgesetzt und ein Portfolio von Lösungen und Services aufgebaut, mit dem Verpackungs- und Markenartikelhersteller auch in dieser neuen Verpackungswelt erfolgreich agieren können. Konkret: Die Zukunft werde von noch mehr Vernetzung und Nähe, mehr Digitalisierung und Flexibilität, mehr Automatisierung und Produktivität sowie mehr Nachhaltigkeit und Verantwortung bestimmt sein. «Vor diesem Hintergrund hat BOBST sein Portfolio um verschiedene Innovationen ergänzt», sagt der CEO.


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An der feierlichen Preisverleihung in der alten Druckerei in Baden wurden am 2. Juni die innovativsten Verpackungslösungen mit dem renommierten Schweizer Verpackungspreis ausgezeichnet. Durch den Abend führte die Moderatorin Monika Erb gemeinsam mit Jurypräsident Stefan Jüde. Der vom Schweizerischen Verpackungsinstitut organisierte Wettbewerb wurde zum 53. Mal durchgeführt. Durch seine packstoffneutrale Ausrichtung fördert das SVI ganzheitliche Verpackungslösungen – mit dem Ziel, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Verpackungswirtschaft zu stärken und nach aussen zu präsentieren.

Insgesamt wurden in diesem Jahr 50 Verpackungslösungen von 26 verschiedenen Teilnehmern eingereicht. 9 innovative Lösungen wurden ausgezeichnet, darunter der Sonderpreis Kreislaufwirtschaft, der Publikumspreis und der Nachwuchspreis.  Beim Nachwuchspreis, bei dem Schülerinnen und Schüler sowie Studierende ihre Verpackungsideen präsentieren können, wurden sechs Anmeldungen eingereicht. Das sind die Sieger des Swiss Packaging Award 2022. Vorne sitzend die Veranstalter vom SVI zusammen mit der Moderatorin Monika Erb und dem Jurypräsidenten Stefan Jüde.

Im Spiegel der Anforderungen der Zeit

Unternehmen können ihre Verpackungslösungen in den Kategorien Nachhaltigkeit, Convenience, Design, Marketing, Technik und Konstruktion einreichen. Pro Kategorie werden bis zu drei Verpackungslösungen nominiert, davon wird eine zum Gewinner erkoren. Zum Wettbewerb sind Verpackungen aller Materialien zugelassen. Der Fokus liegt bei der Förderung und Auszeichnung ganzheitlicher Verpackungslösungen, unabhängig vom Packstoff. Zum zweiten Mal wurde in diesem Jahr der Sonderpreis Kreislaufwirtschaft prämiert. Die Kategorie Nachhaltigkeit war mit 20 Einreichungen besonders stark vertreten und spiegelt die Anforderungen der Zeit wider: Die Verpackungsunternehmen müssen rezyklierbare und wiederverwendbare Verpackungen, v.a. im Kunststoffbereich, entwickeln.

Hohe Schweizer Innovationskraft

Die Vielzahl der Einreichungen zeigt, dass die Schweizer Verpackungswirtschaft diese Herausforderungen mit innovativen Lösungen angeht. So verwies auch SVI-Geschäftsführer Andreas Zopfi auf die hohe Innovationskraft der Schweizer Verpackungsindustrie. Ihr internationales Spiegelbild sind die Worldstars for Packaging, welche von der World Packaging Organisation verliehen werden. Im Januar 2021 wurden sechs Verpackungen aus der Schweiz mit einem Worldstar ausgezeichnet. Auch diesjährige Gewinner des Swiss Packaging Award qualifizieren sich automatisch für die Teilnahme am weltweiten Wettbewerb.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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An der SVI-Jahrestagung, die am 27. April in Zürich stattfand, informierten sich rund 80 Teilnehmer über Auswirkungen der nachhaltigen Verpackung in der Europäischen Union und der Schweiz. Bei der Frage nach den Lebensmittelverpackungen der Zukunft stehen im Zentrum die Notwendigkeit, die Verpackungen nachhaltiger zu machen. Dabei müssen die regulatorischen Anforderungen in der EU und der Schweiz beachtet werden. Neben diesen Entwicklungen wurde an der Tagung auch das Potenzial der Verpackung als Marketinginstrument der Zukunft beleuchtet.

Noch viel Arbeit mit der Umsetzung der Sustainability Projekte

Die gesamte Branche arbeitet ständig an der Zukunft der Verpackung. In allen Segmenten werden die Lösungen laufend optimiert. Was auf Ebene der EU-Regulatorien derzeit geschieht und wohin die Reise gehen soll, stellte Hazel O’Keeffe von Partner Keller and Heckman LLP in einer Live-Zuschaltung aus Brüssel vor. Ihr Fazit lautete, dass trotz aller Aktivitäten die vollständige Umsetzung der Sustainable-Packaging-Richtlinie der EU noch viel Zeit beanspruchen wird. Die Entwicklung neuer Recyclingprozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird ein langwieriger Prozess werden. Fünf Schweizer Unternehmen berichteten, was die EU-Kunststoffverordnung für sie verändert hat, welche Chancen und Herausforderungen entstanden sind und welche Rolle Nachhaltigkeit für ihr Unternehmen spielt. Charlotta Jung, Managerin Regulatory Affairs bei der Wipf AG erläuterte, wie das Design von flexiblen Verpackungen den aktuellen regulatorischen Guidelines angepasst wird, welche Materialien und Materialkombinationen zum Einsatz kommen, um die Recyclingfähigkeit von Folien und flexibler Verbunde zu gewährleisten. Wie das «Closing the loop» möglich wird, legte Patrick Semadeni, CEO der Semadeni Plastics Group, dar. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil kreislauffähiger Kunststoffverpackungen von derzeit 14 Prozent auf mindestens 30 Prozent gesteigert werden. Wie gelingt nun die Reduktion und was ist erreichbar? Glas ist eine gesunde Verpackung auf dem Weg zur CO2-Neutralität, sagte Christoph Burgermeister von der Vetropack AG. Die europäische Glasindustrie hat in den letzten 25 Jahren ihre CO2-Emmissionen um 75 Prozent reduziert. Doch für die Alternative, elektrische Energie oder Wasserstoff, zur Wärmeerzeugung für die Glasschmelzwanne und die Produktionslinie fehlt die Infrastruktur. Dass die aseptische Kartonverpackung von Natur aus nachhaltig ist, ändert für Holger Schmidt von der SIG International Services GmbH nichts daran, dass es auch bei diesem Packmittel noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Dazu zählt die Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe, die Weiterentwicklung von Barriereschichten ohne Aluminium und der Einsatz papierbasierter Trinkhalme. Nestlés Strategie für eine abfallfreie Zukunft stellte Susanne Sinclair, Sustainability Project Manager bei Nestlé Schweiz, vor. Nestlé verfolgt das Ziel, dass alle Verpackungen bis 2025 recycelbar oder wiederverwendbar sein sollen. Dazu setzt Nestlé auf die Fünf-Säulen-Strategie für Verpackungsnachhaltigkeit mit der langfristigen Vision, dass keine Verpackungen auf der Mülldeponie oder im Abfall landen. Babette Sigg, Präsidentin Konsumentenforum kf, repräsentierte die Stimme der Konsumenten und der Politik. Kaum überraschend, wies sie auf den Umstand hin, dass die breite Öffentlichkeit keine Ahnung von den umfassenden Aufgaben der Verpackungen hat. Konsumenten beurteilen Verpackungen subjektiv und schauen nur nach einzelnen Aspekten, nie aber ganzheitlich.

Wirkungen des Marketings auf die Verpackung der Zukunft

Nach der Mittagspause standen die Wirkungen des Marketings auf die Verpackung der Zukunft im Fokus. Um erfolgreiches Marketing zu betreiben, ist Wissen darüber sinnvoll, wie Verpackungen im menschlichen Gehirn wirken. Dazu erläuterte der Vordenker des Neuromarketings Dr. Hans-Georg Häusel die Grundlagen der Marketing-, Verkaufs- und Management-Hirnforschung. Die Ergebnisse einer Onlinehändlerbefragung unter Gesichtspunkten des Marketings am Point of (Online) Sale präsentierte Valerio Stallone von der ZHAW. Nicht zuletzt durch den Corona-Boost erzielt der Schweizer Onlinehandel mittlerweile fast 15 Mrd. Franken Umsatz pro Jahr. Die Kraft der Verpackung in einer digitalisierten Welt führt über Empathie und Multisinnlichkeit, wie Ruediger Goetz, Managing Director der Peter Schmidt Group darlegte. Eine Verpackung erzeugt Emotionen und transportiert Werte – nicht nur das Füllgut. Den Blick aufs Verpackungs-Ganze richtete Dr. Manfred Tacker vom OFI in Wien. Für eine Nachhaltigkeitsbewertung sind Daten notwendig. Derzeit bestehen noch erhebliche Lücken in der Datenverfügbarkeit aus der gesamten Supply Chain. Es gibt eine Vielzahl von Gestaltungsrichtlinien und Bewertungsmethoden sowie viele Definitionen von Recyclingfähigkeit. Auch die Materialströme unterscheiden sich von Land zu Land. Die abschliessende Podiumsdiskussion moderierte Dr. Karola Krell-Zbinden. Offen blieb, wie das ideale Design für die Verpackung der Zukunft aussieht. Eine wirklich nachhaltige Verpackung spricht die grosse Masse der Konsumenten nicht an, da wir gemäss der Forschung von Dr. Hans-Georg Häusel nicht vernunft-, sondern emotional-gesteuert sind. Die Verpackung ist für uns Menschen mehr als nur ein Transportgefäss, das den Inhalt optimal schützt und nach Gebrauch unbedenklich entsorgt werden kann. Die Verpackung weckt Emotionen aller Art, was ein wirklich nachhaltiges Packmittel aber nur noch sehr begrenzt erreichen kann. Die Abbildung zeigt v.l.n.r. die Podiumsdiskussion mit Dr. Karola Krell-Zbinden sowie den Referenten Dr. Manfred Tacker (OFI), Holger Schmidt (SIG) und Babette Sigg (kf).


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Der ukrainische Produktionsstandort der Vetropack Holding AG, einem der führenden Hersteller von Glasverpackungen in Europa, ist durch militärische Aktionen stark beschädigt worden. Es gab keine verletzten Mitarbeitenden. Vetropack hatte bereits am 24.Februar aus Sicherheitsgründen begonnen, die Produktion im ukrainischen Werk – der PrJSC Vetropack Gostomel bei Kiew – geordnet herunterzufahren. Alle Mitarbeitenden sind vorübergehend bei vollem Gehalt von der Arbeit freigestellt. «Wir sind froh, dass wir uns rechtzeitig zur Aussetzung unserer Produktion entschieden haben. Dadurch konnten wir verhindern, dass es bei diesem Vorfall zu Opfern unter unseren Kolleginnen und Kollegen gekommen ist», erklärt Johann Reiter, CEO der Vetropack Holding AG.

Das genaue Ausmass der Beschädigung des Werks in Gostomel ist nicht bekannt. «Die Situation vor Ort ist schwierig und durch mögliche weitere Militäraktionen auch gefährlich. Es kann deshalb noch lange dauern, bis wir uns ein genaueres Bild von der Lage am Standort gemacht haben. Sicher ist schon jetzt, dass Teile der Produktion schwer beschädigt wurden. Eine zeitnahe Wiederaufnahme der Produktion ist nicht mehr möglich», so Reiter weiter. In der Ukraine produziert Vetropack mit drei Schmelzwannen und acht Produktionslinien unterschiedliche Glasverpackungen. Der Standort in Gostomel ist eines von neun europäischen Produktionswerken der Gruppe (CH: Vetropack AG). In Gostomel wird bereits seit 1912 Glas gefertigt. Im Jahre 2021 trug Vetropack Gostomel mit rund 10 Prozent zum Umsatz und EBITDA der Gruppe bei. 2006 übernahm Vetropack den Standort im Rahmen ihrer kontinuierlichen Wachstumsstrategie.

 


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Seit Mitte der 1980er Jahre entwickelt Bosch Rexroth (mit CH-Tochtergesellschaft Bosch Rexroth Schweiz AG) Antriebslösungen gemeinsam mit Gerhard Schubert GmbH, Spezialist für Robotik-basierte Verpackungsmaschinen. Aus dieser Partnerschaft entstanden bereits einige zukunftsgerichtete Innovationen, die den Markt veränderten, wie beispielsweise die Antriebstechnik für die schaltschranklose Verpackungsmaschine oder das Schubert Transmodul. Beide Unternehmen haben nun die Weichen für die weitere gemeinsame Zukunft gestellt und die bereits seit knapp 40 Jahren bestehende Zusammenarbeit um weitere vier Jahre verlängert.

Geplant ist die Einführung der neuesten Generation schaltschrankloser Antriebe auf Basis der Automatisierungsplattform ctrlX AUTOMATION. Mit der aktuell unterzeichneten Vereinbarung bekräftigen die Partner ihre Zusammenarbeit bei Qualität, Service und Liefertreue. Auf der Agenda stehen die Einführung der neuesten Generation schaltschrankloser Antriebe auf Basis des ctrlX AUTOMATION Baukastens sowie weitere gemeinsame Entwicklungsprojekte. Ralf Schubert, Geschäftsführer Technik der Gerhard Schubert GmbH (4. von links), erklärt: «Für uns stellt die nächste Generation der schaltschranklosen Antriebstechnik auf Basis ctrlX DRIVE einen elementaren Bestandteil unserer zukünftigen Maschinengenerationen dar. Zusammen mit dem gewohnt guten Support von Bosch Rexroth setzen wir weiterhin gerne auf dieses Erfolgsduo.» Steffen Winkler, Vertriebsleitung Business Unit Automation & Electrification Solutions bei Bosch Rexroth (4. von rechts), arbeitet bereits seit einigen Jahren mit der Firma Schubert eng zusammen und weiss: «Wir hatten schon oft gemeinsame Ideen, von denen anfangs nur wenige glaubten, dass sie realisierbar sind. Häufig wurden diese später ein grosser Erfolg.»

 



Über uns

Die Fachzeitschrift spi swisspack international mit Logistik-Praxis erscheint viermal jährlich in deutscher Sprache in einer Auflage von 4200 Exemplaren. Jede Ausgabe berichtet aktuell und lebendig über die verwandten Fachbereiche Verpackung und Logistik und verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen ihnen.